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Hätte Helene Göhs vor einem Jahr jemand gesagt, sie würde einmal eine Vorreiterrolle in der Medizin spielen, ihre Antwort wäre wohl gewesen: „Du spinnst.“ Und doch ist es so. Die 81-Jährige ist die allererste Patientin einer weltweiten Brustkrebs-Studie aus der Frauenklinik am Augsburger Universitätsklinikum. Die SerMa-Studie – SerMa steht für Seroma ot the Mammary Gland (Serom bzw. Flüssigkeitsansammlung im Bereich der Brust) – soll Patientengruppen identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Seromen haben. Aber von Anfang an: Im Jahr 2024 erkrankte Göhs an Brustkrebs. Aufgrund der daraufhin notwendigen Mastektomie (Brustentfernung) bildeten sich bei Göhs sogenannte Serome im Wundbereich, die wiederholte ambulante Arztvorstellungen mit Punktionen notwendig machten. Eine Mastektomie bedeutet die Entfernung der gesamten Brust. Sie kann mit unterschiedlichen Methoden eines Brustwiederaufbaus, z.B. mit Implantateinlage, kombiniert werden. Zu den häufigsten Komplikationen bei Brustkrebs-Operationen mit teilweise sehr langfristigem Verlauf gehört die Ansammlung von Flüssigkeiten, Seromen. Prof. Dr. Nina Ditsch, Initiatorin und Leiterin der SerMa-Studie, untersucht darin, welche Patientengruppe ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Seromen hat. Diese Flüssigkeitsansammlungen verursachen Schmerzen und verlangsamen die Heilung. In manchen Fällen führen Serome sogar zu einem verbleibenden Schaden durch überschüssige Narbenbildung im Bereich der Haut oder durch einen Implantatverlust auch zu einem Verlust der gesamten Brust. Insgesamt neigen zirka 20 bis 30 Prozent aller Brustkrebs-Patientinnen und –patienten zur Bildung von Seromen innerhalb des Wundbereiches. In der Literatur werden sogar Zahlen bis 90 Prozent angegeben. Ziel der Studie ist die Identifikation von Markern, die die Entstehung von Flüssigkeitsansammlungen begünstigen „Warum Serome entstehen, wissen wir noch nicht“, sagt Ditsch, die die Studie am Lehrstuhl für Frauenheilkunde durchführt. Sie ist Professorin für Operative und Konservative Senologie an der Medizinischen Fakultät der Universität und Leiterin des Brustzentrums am Universitätsklinikum Augsburg. Die Studie ist aktuell gestartet. 2.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer soll sie weltweit beinhalten, circa drei Jahre soll sie laufen. Die Studie ist in Zusammenarbeit mit EUBREAST e.V. geplant (European Breast Cancer Research Association of Surgical Trialists) und wird durch das Team am Universitätsklinikum aus Spezialisten der Gynäkologie (Direktor: Prof. Dr. med. Christian Dannecker) und der Umweltmedizin (Direktorin: Prof. Dr. med. Claudia Traidl-Hoffmann) koordiniert. „Wir möchten herausfinden, welche Patientinnen ein höheres Risiko haben, nach der Operation diese Flüssigkeitsansammlungen im Wundgewebe zu entwickeln, um auf dieser Basis zukünftige Therapien und präventive Maßnahmen entwickeln zu können.“ Ditsch vermutet, dass immunologische und entzündliche Prozesse dahinterstehen. Ziel der anstehenden SerMa-Studie ist es darum, immunologische Marker zu finden, die mit einer Entstehung von Flüssigkeitsansammlungen in Zusammenhang stehen. Erste Vorergebnisse zu einer Studiengruppe am Universitätsklinikum Augsburg waren bereits vielversprechend und wurden international erfolgreich veröffentlicht. Hier konnten bestimmte T-Helfer-Zellen sowohl im Serom wie auch im Blut von Patientinnen gefunden werden. Im Gegensatz dazu waren diese Marker im Blut gesunder Probandinnen nicht nachweisbar. Auch Patientinnen mit hohem erblichen Brustkrebs-Risiko in der Studie Um festzustellen, inwiefern die Entwicklung von Seromen tumorabhängig ist, werden auch Patientinnen in die Studie eingeschlossen, die ein hohes erbliches Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken. Es handelt sich um Probandinnen, die gesund sind, aber vorsorglich eine Brustdrüsen-Entfernung vornehmen lassen – wie seinerzeit Schauspielerin Angelina Jolie. Darüber hinaus kommen auch gesunde Frauen für die Studie in Frage, die sich aus rein kosmetischen Gründen operieren lassen. „Die Studienergebnisse ermöglichen uns hoffentlich den ersten Schritt, um in Zukunft mit einem Bluttest Patientinnen mit einem erhöhten Risiko zu identifizieren. Daraus könnte dann eine allgemeine Strategie zur Prävention dieser Komplikationen erarbeitet werden“, erklärt Prof. Ditsch. „Diese wäre ein weiterer Fortschritt der personalisierten Brustchirurgie.“
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