Zerstörung und Aneignung des armenischen Kulturerbes Vortrag von Dr. Arpine Maniero

Der jüngste Krieg in Bergkarabach, der im September 2020 ausbrach und mit der vollständigen Übernahme des Gebiets durch Aserbaidschan drei Jahre später endete, hat nicht nur das Leben der Armenierinnen und Armenier in Bergkarabach nachhaltig verändert. Die systematische Zerstörung armenischer Spuren hat seit dem Exodus der gesamten armenischen Bevölkerung aus dieser Region im September 2023 eine neue Dimension angenommen. Doch die Aneignung des materiellen und immateriellen armenischen Kulturerbes – nicht nur in Bergkarabach, sondern in ganz Aserbaidschan – ist kein neues Phänomen, sondern Teil einer seit den 1960er Jahren konsequent verfolgten Politik. Diese zielt darauf ab, alle Zeugnisse der Armenierinnen und Armenier in Bergkarabach zu vernichten und das armenische Kulturerbe als historisches Vermächtnis der kaukasischen Albaner darzustellen.

Der Vortrag befasst sich mit dem armenischen Kulturerbe in Aserbaidschan und in Bergkarabach im Kontext der armenisch-aserbaidschanischen Rivalität um diese Region. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den historischen Hintergrund des Konflikts gelegt, um die späteren Eskalationsstufen bis hin zur heutigen politischen Situation zu erklären.

Kurzbiografie

Dr. Arpine Maniero ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Collegium Carolinum e.V., Forschungsinstitut für die Geschichte Tschechiens und der Slowakei, und Dozentin an der LMU München. Während sie am Collegium Carolinum für die Digitalisierung und das elektronische Publizieren zuständig ist, richtet sich ihr wissenschaftliches Interesse auf die Geschichte und Kultur der Länder des südlichen Kaukasus im 19. Jahrhundert und den frühen Sowjetjahren. Ihre neueste Forschung befasst sich mit Grenzen und Grenzträumen im südlichen Kaukasus. In Borders in Globalization Review 6 (1), Victoria, British Columbia, Canada, erschien ihr neuester Artikel unter dem Titel „Contested Frontiers. Borders and Border Spaces in the South Caucasus from the Second Half of the 19th Century to the 1920s.”